Michael Engelhardt

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Michael Engelhardt Rezitation
Foto: Jean-Noël Hadorn

Michael Engelhardt begann seine Laufbahn als Schauspieler im Alter von 13 Jahren, absolvierte die Westfälische Schauspielschule Bochum mit Abschluss 1981 und spielte anschliessend in Deutschland an vielen grossen und kleineren Theatern, sowie in freien, in kollektiven und eigenen Produktionen. Seit Anfang der 1990er Jahre lebt er in den Niederlanden.

Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit der Poesie Friedrich Hölderlins und gilt heute als dessen wegweisender Interpret. Mit seinen Forschungen zur Performanz der Lyrik steht er in regelmässigem Austausch u.a. mit der Hölderlin Gesellschaft in Tübingen.

Seit 2020 wirkt er verstärkt in der Schweiz und hatte dort Auftritte auf dem Lucerne Festival, dem Gstaad Menuhin Festival, dem Festival Alpentöne in Altdorf und auf dem von ihm initiierten Festival Sempach. Er arbeitet unter anderem mit Patricia Kopatchinskaja, Polina Leschenko, Jalalu Kalvert Nelson und Stefan Wirth in gemeinsamen Projekten und gab Rezitationen in Zürich, Basel, Biel, Luzern und regelmässig in Sempach und benachbarten Gemeinden.


11. Juni 19.00 Uhr
Reformiertes Kirchenzentrum, Sempach
BEETHOVEN – HÖLDERLIN
Eine komponierte Begegnung

Tonstudio des SWR 2020 während der Aufnahmen der „Bagatellen“;
von rechts: Michael Engelhardt, Mark Sattler, Stefan Wirth

Begegnet sind sich Friedrich Hölderlin und Ludwig van Beethoven nie. Beide wurden 1770 geboren, beide trieben ihre Kunst im eigentlichen Sinn des Wortes auf die Spitze. Wir wissen nicht, ob und was sie voneinander wussten; es gibt keine Zeugnisse einer Rezeption, also auch keine Zeugnisse einer künstlerischen Auseinandersetzung. Schade, denn beide waren herausragende Visionäre ihrer Zeit, haben – der eine mit Tönen, der andere mit Worten – ungemein tiefgründig ihr Material erforscht, durchgearbeitet, ausgehört und bis an seine Grenzen getrieben.

Das von Michael Engelhardt, Mark Sattler und Stefan Wirth entwickelte Text-Musik-Projekt «Bagatellen» verbindet Hölderlin und Beethoven miteinander: Hölderlins «In lieblicher Bläue blühet», das früheste Werk nach seinem Zusammenbruch 1806, und Gedichte aus seiner Tübinger Zeit 1807 – 1843 werden mit Beethovens letztem Klavier-Zyklus von sechs Bagatellen op. 126 verknüpft.

Nachdem Friedrich Hölderlin und Ludwig van Beethoven in grossen Werken Gipfel erklommen haben, funkeln in ihrem Spätwerk wie Kristalle die Bagatellen op. 126 und die sogenannten Turm-Gedichte: kondensiert, konzentriert und knapp, eine Summa bildend.


16. Juni ab ca. 13.00 Uhr
open air im Städtli Sempach
HANS HALBSUTER
Das alte Sempacherlied

eine Gassenstubete mit Gesang

Die Besetzung der Gassenstubete klärt sich immer erst kurz vorher. 2023 waren dabei:
Paul Emmenegger, Peter Muff, Maja Bader, Thomas Teuffer, Markus Odermatt, Erich Schmidlin, Patric Stocker, Dorli Ottiger und Michael Engelhardt

Gassenstubete 2023 (Foto: Martin Wieldraaijerr)

Man nehme eine eingängige Melodie und übe sie mit einer reichhaltig besetzten Stubete, mit ein oder zwei Bassgeigen und Geigen, auch ein Cello ist möglich, mehrere Schwyzerörgeli, Flöten und Bläser kommen dazu und dann verabrede man sich kurz nach der offiziellen Gedenkfeier im Städtli Sempach, verteile den zu singenden Text unters Publikum und beginne langsam aber mit immer grösser werdender Freude gemeinsam zu musizieren.

Dass ein Schlachtenlied aus dem 15. Jahrhundert Freude bereiten kann, leuchtet nicht sofort ein. Aber die im Lied erzählte Geschichte ist derart lebhaft und aus dem ungeschminkten Leben geboren, seine Sprache und Bilder sind plastisch gesetzt und rhythmisch mit grosser Erfahrung und Kunstfertigkeit gebaut, da schwingt das Becken gleich mit, da breitet sich erst ein Lächeln aus und gleich danach durchdringt der Spass an Tanz, Gesang und Musik den Körper.

Es ist wichtig, sowohl altes Kulturgut zu bewahren und pflegen als auch dabei Freude, Gemeinsamkeit und Kunst zu erleben. Dass im gesungenen Text dabei von Vergewaltigung, Brandstiftung, Mord und Krieg erzählt wird, tut dem keinen Abbruch. Denn wir wissen genau, wovon wir singen, wir wissen aber auch, was alles noch besteht neben diesen Grausamkeiten. Und dieses komplette Dasein, die Freude als Nachbarin zum Schmerz, das Glück als Bruder der Trauer, letztlich das menschliche Bewusstsein vom Ende des Lebens als immer währender Teil desselben, diese wunderbare Tragik gemeinsam zu feiern, das ist ein volles Leben.


Vor und nach jedem Konzert sind alle Gäste herzlich willkommen zu einem Apéro, gesponsort von